Das Kupferland Magan: Auf den Spuren von Thor Heyerdahl

Liebe Oman-Freunde,

endlich haben wir unser Überwinterungsziel erreicht, das überraschenderweise viel mehr bietet, als man erwarten würde. Atemberaubende Landschaften, 5000-jährige Geschichte, schöne Strände, nette Begegnungen mit gastfreundlichen Menschen, orientalische Märchen aus der „1001 Nacht“-Reihe, von welcher wir mindestens 60 innerhalb unseres zweimonatigen Aufenthalts erleben werden, warten auf uns.


Ohne bewusst daran zu denken, sind wir der uralten Kupferhandelstraße (2200 v. Chr. – 1900 v. Chr.) zwischen Magan und Zweistromland gefolgt. In Khuzestan (Iran) haben wir bereits eine der 3 außerhalb von Mesopotamien entdeckten sogenannten Zikkurats, sumerische Tempelpyramiden, besucht. Die zweite liegt im heutigen Bahrain und die dritte im Kupferursprungsort – Nordoman, umgeben von Schlackenbergen und zahlreichen antiken Kupferminen.

Sohar, ein wichtiger Küstenort, ist ein weiteres Verbindungsglied zwischen den persischen und arabischen Kulturen. Sultan Qaboos zollte den einstigen und heutigen wichtigen Handels- und Kulturbeziehungen zwischen dem Oman und Persien Tribut, indem er eine schicke und pompöse „Große Moschee“ im persischen Stil erbauen ließ.



Und im Herzen der Stadt, im Al Qala-Souk, üben Omanis ihr traditionelles Handwerk wie Jahrhunderte vorher aus.


Unser Weg führt weiter zum touristisch unerschlossenen traditionellen Ziegen- und Schafsmarkt in Ibri, dem wichtigsten Markt und Versorgungsort für Beduinen der Adh-Dhahirah-Region.


Wir verlassen die geschichtsträchtige Landschaft und fahren an den Bienenkorbsammelgräbern vorbei in die fruchtbare und landschaftlich reizvolle Gegend der südlichen Batinah. Die lebendige Vergangenheit, die wir in einigen der noch bewohnten Dörfern der Gebirgstäler des Oman erlebten, verlieh den leeren, frühgeschichtlichen Ruinen Wärme.


Auf dem Weg erleben wir das malerische Wadi Bani Kharous mit versteckten Dörfern und interessanten Petroglyphen, welche vermutlich aus der frühislamischen Zeit stammen.

Im schönen Terassendorf Wakan folgen wir dem Falaj-System und bemerken, wie geschickt eine Ziegenkarawane einen steinigen Pfad erklimmt.


In Nakhl, einer kleinen Stadt zwischen dem Grünen Berg und der Küste des Omanischen Golf, besuchen wir die fast 400 Jahre alte Festung, die eine der wichtigsten und eindrucksvollsten Verteidigungsanlagen neben Al Hazm- und Rustaq-Fort war.


Nach eindrucksreichen Tagen ist es Zeit, zurück an die Küste zu gehen, um in den nächsten erholsamen Tagen das Gesehene zu verdauen. Der Sawadi-Strand samt den gleichnamigen Inseln ist ein Naherholungsort, der große Fläche bietet, um auch hier ein „Einsiedler-Gefühl“ mit traumhaften Sonnenuntergängen zu erleben.

Zu Ebbezeiten kann man sogar die benachbarte Insel bewandern, um einen herrlichen Blick auf den weiten Strand zu genießen.


Was wäre die Batinah-Küste ohne das Fischmarkterlebnis in Barka, wo es bei der Versteigerung der Fischfänge nur einen einzigen Unterschied zu früheren Zeiten gibt: Und zwar den in den letzten Jahrzenten verwendeten Geld-Koffer sowie das Geld selbst.

Auf dem Weg nach Muscat trifft man immer wieder freundliche Omanis, die uns zum Besuch des ein oder anderen Forts einladen und sich unsere Reisegeschichte gerne anhören. Mich persönlich wundert aber die Tatsache, dass unsere Reise die Vertreter der Sindbad-Seefahrer-Nation, die schon lange Reisetraditionen haben, begeistert. Vielleicht liegt es daran, dass unsere Reise sie ihre berühmte Reisevergangenheit mit damit verbundener Abenteuerlust vermissen lässt? Die Zeiten, als chinesische Vasen, persische Samowars und englische Grammophone per See ins Land gebracht wurden?



Wir erreichen Muskat, wo das nächste Kapitel unseres 1001-Nacht-Märchens beginnt. Die Menschenmenge im Mutrah-Souq und in seinen engen Gassen spiegelt wider, dass der Oman ein alter Schmelztiegel semitischer, persischer, pakistanischer, indischer und afrikanischer Typen ist.

Die Gesichter bestätigen nur das, was wir schon über die Geschichte des Omans wissen. Der Oman war ein Seefahrerzentrum und Anlaufhafen für die Segelschiffe aus Asien und Afrika und zwar schon lange vor den Tagen des Propheten. Der beständige Monsun brachte die Händler aus Afrika im Sommer nach Norden in den Oman und sogar bis Pakistan und Indien und in den Wintermonaten in Gesellschaft handeltreibender Seefahrer aus Arabien und vom asiatischen Festland zurück nach Afrika. Selbst Vasco da Gama machte sich das uralte Wissen der Araber um die Monsunwinde eigen. Heute ist Muskat ein Anlaufhafen für Kreuzfahrtschiffe und der zu den größten Yachten zählenden Sultan Qaboos Royal-Schiffe.


Gehandelt wurde mit Gewürzen, Textilien, Holz, Weihrauch und Parfüm. Die Traditionen der arabischen Parfümerie wurden jetzt unter einer der teuersten Parfümmarken namens „Amouage“ wiederbelebt. Die wohlduftenden Öle der Jebel-Akhdar-Rose, des Oud-Holzes und Weihrauchs versetzen meditativ in andere Welten. Die Tiefe der Versetzung hängt von der Intensität des Schnupperns ab.

Die Altstadt von Muskat mit ihrem Royal-Flair ist ein reines Konglomerat aus Gebäuden des Sultans, Blumenpracht, Burgen und Festungen sowie Museen, die alle gemeinsam das Erbe des Omans zur Schau stellen.


Eine richtige Perle in der Muskat-Krone ist der schicke Al-Bustan-Palace, wo wir diesmal sogar durch das Haus geführt worden sind und einen Einblick in die Präsidenten-Suite bekommen haben. In die 9. für Sultan Qaboos reservierte Etage mit berüchtigten Goldwasserhähnen durften wir jedoch nicht. Unser Führer hat uns aber versichert, die Wasserhähne seien wirklich aus 24-karatigem Gold.

Auch in diesem Jahr haben wir die Muskat-Küste per Boot untersucht, leider haben wir keine Buckelwale wie letztes Jahr entdeckt, dafür aber Delfine und einen christlichen Friedhof, der in einem muslimischen Land ein bisschen skurril wirkt.



Jeden Abend haben wir von unserem Stellplatz aus ein Sonnenuntergangsspektakel beobachtet.



Der letzte Abend in Muscat ist eigentlich ein Highlight unseres Aufenthaltes in der omanischen Hauptstadt und im ganzen Orient. Ihr findet wohl in keinem arabischen Land ein Theater sowie ein Opernhaus. Theateraufführungen schicken sich nicht in einem muslimischen Staat. Nur in Dubai ist neulich ein Operntheater für Touristen eröffnet worden. Omanis sind auch leidenschaftliche Theaterbesucher, dank den künstlerischen Vorlieben ihres Sultans. Wenn man vor dem Royal Opera House steht, fügen sich Teile eines lange Zeit unvollständigen Puzzles logisch zusammen. Einen Moment halten wir den Atem an, als wir in dem architektonisch markanten Opernhaus die Züge einer Zikkurat erkennen. So legt man heute auch im Oman großen Wert auf die Nachhaltigkeit, die sich durch Jahrtausende zieht und den Oman zu dem Land macht, was es heute ist. Den Abend haben wir mit der wunderschönen Beethoven- und Tschaikowsky-Musik verbracht, aufgeführt vom Royal Symphonieorchester und geleitet vom Maestro Placido Domingo.


Wir sind glücklich, dass wir eine Möglichkeit haben, so eine Reise zu machen und wir sind noch viel mehr davon begeistert, Menschen zu begegnen, welche sehr gastfreundlich sind und eigentlich der wertvollste Schatz auf dieser Reise sind! Danke an alle, die mit uns diese Zeit genossen, schöne Momente geteilt und uns immer unterstützt haben!

Eure Artem, Hamdy und Valery

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