Polizei, “Brustschmack” und Brot in Tschuwaschien

Große Asienrundreise 2007

Liebe Leserinnen und Leser,

wie ihr auf den Fotos habt sehen können, ist die Geschichte mit unserem Wohnmobil, eingeklemmt zwischen Sperren und Gleisen, glimpflich ausgegangen. Der Zug fuhr auf einem anderen Gleis ein… Die Sperren sind eine speziell russische Erfindung, weil nur so die Fahrer davon abzuhalten sind, zwischen den geschlossenen Schranken bis knapp vor Eintreffen des Zuges über die Gleise zu fahren. Man teilt uns mit, dass die russischen Gesetze sehr streng sind, deren Ausführung dagegen nicht so eng gesehen wird.

Nach einem Tag Erholung auf dem idyllisch gelegenen Standplatz im Kiefernwald bei Nizhny Nowgorod (es gab Sauna, Schaschlik und Bier, es war Russland von seiner schönsten Seite) nahmen wir wieder Fahrt auf in Richtung Osten. Oder versuchten dies zumindest, versanken aber zunächst für einige Stunden im Verkehrschaos der Millionenstadt am Oberlauf der Wolga.

Schließlich holperten wir über die von LKW stark frequentierte M7. Die West-Ost-Magistrale ist mit Bodenwellen, Schalglöchern, Flicken und Rissen gespickt, Autos werden hier schnell alt. Der Warenverkehr hat in den letzten Jahren stark zugenommen, die schweren LKW setzen den Straßenbelägen enorm zu. Die Strassenreperaturteams erscheinen hoffnungslos überfordert und flicken nur die schlimmsten Abschnitte…

Gegen Nachmittag erreichten wir die erste Autonome Republik auf unserem Weg durch das riesige Russland: Tschuwaschien mit seiner Hauptstadt Tscheboksary empfängt uns mit Zuckerbrot und Peitsche. Zucker ist das Wetter, die Sonne lacht vom klaren Himmel. Peitsche sind die Polizisten, die drei unserer Autos herausholen und ihnen ein Vergehen, auf Anweisung nicht angehalten zu haben, anhängen wollten. Aber wir als Team können mit den Polizisten gut umgehen. Alle von uns haben ein Telefon mit rusischer Karte. Binnen 20 Minuten war unser Team zur Stelle und die Polizisten ließen alle weiterfahren, ohne eine Strafe überhaupt zu fordern. Polizeikontrollen sind überall im Land, wir werden insgesamt aber kaum behelligt.

Am Abend, nach einem erneuten wilden Ritt über M7-Asphalt, sammelten wir uns auf einem Feld eines tschuwaschischen Landwirtschaftsbetriebs.

Der Folgetag, wieder sonnig, führte uns in die Hauptstadt der Autonomen Republik Tschuwaschiens, nach Tscheboksary. Was haben sie uns freundlich empfangen, die Tschuwaschen. Mit Salz und Brot, als Begrüßung extra für uns gebacken, mit Nationaltracht und prächtigem “Brustschmack”, wie unser Guide immer wieder sagte. Gemeint war Brustschmuck der Tschuwaschischen Trachten, aber der Schmack gefiel uns. Außerdem begrüßte uns Leonid, der Chef des Ural Automobilclubs. Solche Leute wie wir waren noch nie in seiner Republik. Gemeinsam besichtigten wir das schöne Tscheboksary, wir haben den Vormittagsausflug in der sauberen und sympathischen Stadt sehr genossen.

In der Nachbarschaft Tschuwaschiens liegt Tatarstan, unser nächstes Etappenziel. Autonome Republiken sind ein Bestandteil Russlands ähnlich der Bundesländer in Deutschland. Allerdings neben Russisch mit jeweils völlig eigenständigen Sprachen. Russland ist ein Vielvölkerstaat, den wir gerade kennen lernen. Das Zusammenleben von Russen und Tschuwaschen verläuft augenscheinlich friedlich, die schlimmen Jahre mit wirtschaftlicher Armut und Abspaltungsgedanken der Republiken sind vorbei. Daher können wir problemlos ganz Russland mit einem einzigen Visum durchreisen, was beim Zerfall des Landes sicher nicht der Fall gewesen wäre.

Was die wilden Tataren morgen mit uns anstellen, könnt ihr demnächst wieder hier lesen, wenn es für uns heißt: Mallala! (Tschuwaschisch für: “Weiter geht’s”)

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Unsere Gruppe in Tscheboksary.

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Ludmilla singt uns zum Abschied und zu einer glücklichen Weiterfahrt ein tschuwaschisches Lied.

Liebe Grüße

Kostya

010 Tschuwaschien, wir werden dich nicht vergessen
Polizeikontrolle! Immer schoen freundlich, dann laesst uns…

008 Fotos der letzten Tage
Folgend einige Fotos zu unserer zurückliegenden Strecke. Es…

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