Löcher-Pisten und der erste Crash

Große Asienrundreise 2007

Liebe Leserinnen und Leser,

ja, was war das für ein heftiger Auftakt. Schon der Campingplatz in Riga wurde zu einem Ausstelllungsgelände umfunktioniert, sodass wir auf einen Platz nahe eines Hotels ausweichen mussten.

Ein erstes Signal für wohl noch viel Unerwartetes, dass bald schon folgen sollte. Die Reise von Riga zur Estnisch-Russischen Grenze Schumelkino verlief normal, bis auf die Kleinigkeit, dass sich einer unserer Teilnehmer die Hand gebrochen hatte (unglücklich aus dem Auto ausgestiegen). Glücklicherweise noch in Estland, wir schickten das betroffene Ehepaar zur nächsten grossen Stadt in Estland, unweit der Grenze.

An dieser angekommen, staunten wir nicht schlecht. Statt langer Schlange keine Fahrzeuge vor uns. Nun konnte das Grenzprozedere seinen Lauf nehmen. Laufzettel ausfüllen, Versicherungen kaufen, die Fahrzeuge kontrollieren lassen, Einfuhrpapiere erwerben, Passkontrolle, unzählige Stempel erhalten und Unterschriften sammeln usw. Es gab viel Aministratives, die Zöllner bekamen richtig viel zu tun und wiesen mich darauf hin, dass wir nur richtige Papiere bekommen, wenn…, ja wenn wir ein paar Scheine herüberwachsen lassen würden. Taten wir aber nicht, waren stattdessen freundlich, ich drohte ab und zu mit meinen Kontakten zu wichtigen Leuten in Russland, was tatsächlich etwas half. Solange zumindest, bis die Zöllner rein zufällig eine Schrotpatrone in einem unserer Fahrzeuge fanden. Da war Schluss mit lustig. Der gerade erst neu eingestellte Grenzpostenleiter wollte es genau wissen: Ausweissung der Bösewichte!

Wir entschuldigten uns, beteuerten, dass die Patrone im Auto einfach vergessen wurde und – immerhin, man glaubte uns, wir mussten aber die Patrone aßserhalb der Russischen Föderation vernichten. Dazu wurde eines unserer Autos wieder ins Niemandsland geschickt, die Einreisestempel im Visum annulliert, um dann erneut einzureisen. Nun waren die Grenzer kritischer, fragten jedes Mal nach Waffen. Nach insgesamt 7 Stunden waren wir alle durch. Alle! Auch der Handbruch war kein Beinbruch. Die Esten hatten den Bruch gut verarztet, der Gips muss erst wieder runter, wenn wir am Baikalsee sind. Schnell waren die Verletzten zur Grenze gekommen und hatten uns aufgrund des Arbeitstempos des Zolls wieder eingeholt.

Es regnete in Strömen, als wir endlich auf russischen Boden rollten, oder muss man holpern sagen, da der Asphalt in unseren ersten 80 Kilometern Russland äußerst bescheiden war?
Tanken dagegen war schön, knapp 45 Eurocent pro Liter, das macht Spaß!

Wir erreichten das 200.000 Einwohner starke Pskov und fielen gegen 9 Uhr abends müde in unsere Betten am Standplatz nahe des Flusses Welikaja (die Große).

Der nächtse Morgen stand ganz im Zeichen des 9. Mai, der alljährlichen Siegesfeier der Russen. Im betagten Kleinbus fuhren wir zu Parade und beobachteten das neue, stolze Selbstverständnis der Russen. Singend marschierten die einzelnen Truppenverbände in ihren verschiedenen Uniformen an uns vorbei. Die jungen Soldatinnen beeindruckten besonders unsere männlichen Teilnehmer. Laut krachten die Salven, als die russische Nationalhymne gespielt und gesungen wurde. Die ganze Stadt war auf den Beinen und richtig in Siegeslaune.

Gut herausgeputz präsentierte sich die Hauptstrasse von Pskov. Gegen 11 Uhr war das Spektakel vorbei, wir besichtigten den Pskover Kreml und fuhren noch am gleichen Tag eine 270-Kilometeretappe bis Welikye Luki. Dort hatte der Vizebuügermeister der Stadt uns den Zentralplatz des Stadtparks als Stellplatz zur Verfügung gestellt, direkt neben dem Flussufer und dem am Abend stattfindenden Feuerwerk – ebenfalls zur Feier des Tages. Auch hier waren alle Leute in Feierlaune, manche bis sechs Uhr in die Frühe, wo ein wohl volltrunkener Fahrer seinen Lada die 30 Treppenstufen zum Hauptplatz hinauf- und herunterjagte, bis der Motor “Nein” sagte. Ja, so feiern sie, die Russen. Hart, aber herzich. Übrigens, es gab keine Ressentiments uns Deutschen gegenüber, obwohl es der Tag des Sieges über Nazideutschland ist.

Wir waren um 7 Uhr morgens wieder zur Abfahrt bereit, vor uns eine lange Etappe bis nach Moskau auf teils lausigem Asphalt. Die meisten von uns reiten ihre Wohnmobile noch zu schnell über den Achterbahnasphalt, wir werden das noch ändern, auch wenn es wohl Spaß macht. Richtig spannend wurde die Einfahrt in die Gigametropole Moskau. Ca. 40 Kilometer auf dem gewaltigen MKAD, dem 5-spurigen, immer vollen Autobahnring um Moskau. Hier uns alle durchzuführen, ist nicht nur für mich höchst aufregend. Die Russen fahren wie die Henker, und wir mitten drin.

Und dann kam es zur ersten blechernen Berührung. Zwei nette Medizinstudentinnen suchten den zu engen Kontakt mit einem unserer Fahrzeuge und tuschierten es. Sofort war Sergej, unser Pionier und Begleiter, zur Stelle und regelte alles mit der Polizei und den Mädels, die der Betroffene am liebsten gleich mitgenommen hätte. Ei ei, schönes Russland!

Ich führte den Konvoi ins Herz von Moskau. Wir stehen nun alle im malerischen Danilov-Kloster Moskaus, nur drei Metrostastionen vom Kreml entfernt. Morgen geht es hinein in die Stadt und ich finde dann hoffentlich genug Zeit, auch Bilder ins Internet zu stellen.

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Der Crash bei der Einfahrt ins Stadtzentrum Moskau, eher ein großer Kratzer, verursacht von zwei süßen, angehenden Zahnmedizinerinnen. Das war es dann doch wohl wert…

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Unfalllaune? Von wegen. Unser Sergej boxt Christian heraus, Helmut fungiert als Zeuge. Und der Polizist sagte, dass er gern noch drei derartiger Unfälle hätte aufnehmen wollen, als er in Christians Auto weilte.

Ein müder und trotzdem zufriedener Kostya sagt:

Gute Nacht, der erste Big Point ist gemacht!

005 Herzliche Deutsch-Russische Begegnung
Nun habe ich es endlich geschafft, die Fotos hochzuladen…

003 Mit Knalleffekt in Russland angekommen
Das Abenteuer hat angefangen, und fragt nicht…

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