Russland geht zu Ende, unsere Reise noch lange nicht

Kaum zu glauben, aber wahr: Wir haben die schier endlose russische Landmasse bezwungen und nähern uns mit unseren Wohnmobilen nach knapp 10.000 Kilometern allmählich der mongolischen Grenze, wo ein neues Kapitel unserer Großen Asienreise beginnt. So langsam merken wir tatsächlich, dass der europäische Einfluss immer weiter schwindet und wir Europa spätestens mit dem Grenzübertritt in die Mongolei für die nächsten vier Monate hinter uns lassen. In den letzten Tagen konnten wir uns jedoch nochmal s davon überzeugen, dass gerade die entlang der Ost-West-Achse liegenden Städte in Russland enorm vom Warenverkehr zwischen den beiden Kontinenten profitieren.

Mit Krasnojarsk erleben wir somit eine boomende Metropole, in der die Menschen der EU gefühlt genauso nah sind, wie etwa den Chinesen.

Dies verleiht auch dem Stadtbild einen ganz eigenen Charme, welcher vielleicht als europäische Großstadt mit asiatisch-exotischem Touch beschrieben werden kann.

Die bald 1 Million Einwohner zählende Großstadt am Jenissej empfängt uns herrlich herausgeputzt bei strahlendem Sonnen- schein und feiert unsere Ankunft – na gut, vielleicht liegt es auch am zeitgleich stattfindenden „Tag Russlands“, welcher hier zugleich auch Stadtfest ist. Wie auch immer, wir verbringen zwei herrliche Tage bei Bilderbuchwetter und lassen uns einfach durch die Stadt treiben…..

Was der junge Mann mit dem Berlin-Shirt auf dem letzten Bild zu suchen hat, weiß ich auch nicht. Scheinbar werden wir in diesem Jahr von Journalisten geradezu verfolgt. Wer jedoch dabei war, wird mit Florian sicherlich den kompetenten Wirtschaftsjournalist wiedererkennen, den wir Wochen zuvor bereits in Moskau bei einer interessanten Diskussionsrunde kennen gelernt haben. Russland ist halt eben manchmal doch kleiner, als man denkt. …

Krasnojarsk hat für uns jedoch noch weitere Überraschungen parat, wie etwa die Tatsache, dass die hiesige Polizei mit deutschen BMW-Motorrädern unterwegs ist.

Oder dass hier die berühmt berüchtigten „Wächter der Nacht“ (aus dem gleichnamigen Film) ihr zu Hause haben – was wir natürlich nicht weitererzählen sollten. Der Film war übrigens zusammen mit seiner Fortsetzung in den letzten Jahren ein richtiger Kinohit und hat der russischen Filmbranche zu einem wahren Schub verholfen.

Zu einem Schub von ganz anderem Ausmaß verhelfen dagegen seit Jahrhunderten dem russischen Zaren und später dem russischen Staat die treuen Kosaken, welche nicht nur buchstäblich ganz Sibirien für das russische Imperium erobert haben, sondern auch bis heute im Staatsdienst oder in der Armee ihre Pflicht erfüllen. So wäre auch ein „Tag Russlands“ in Krasnojarsk ohne die Kosaken nicht vorstellbar und wir bekommen unmittelbar mit, was eigentlich die Faszination an den wahrscheinlich loyalsten Dienern Russlands ausmacht. Angelika zumindest weiß, wovon ich rede…..

So, schön es hier auch ist – Asien ruft und wir machen uns auf den weiteren Weg nach Osten, wo uns mit der Republik Burjatien sowie der Baikalregion unsere vorerst letzten Abenteuer auf russischem Boden erwarten. Auf dem Weg dorthin können wir – so wie hier in Uk – erleichtert feststellen, dass es trotz illegaler Abholzung und massivem Einkauf der Chinesen doch noch den ein oder anderen Baum in Ostsibirien gibt. Und so übernachten wir auf dem Gelände einer Försterei, welche heutzutage leider nur noch aus dem fernen Irkutsk verwaltet wird.

Hier scheint die Zeit irgendwie still zu stehen, denn bei all den sowjetischen Inschriften glaubt man gar nicht, dass die Perestroika bereits stattgefunden hat!

Das Bild erinnert uns an die mahnenden Worte Andropovs, wonach die Sorge um die Arbeitsbedingungen des sowjetischen Menschen sowie seine geistige Entwicklung die Hauptaufgabe der Partei bleibt.

An uns wird appelliert, im Wald doch bitte kein Feuer zu entfachen und nicht zu rauchen – eine Warnung, die mit Blick auf die letztjährigen Waldbrände in Russland auch heute noch durchaus ihre Berechtigung hat!

Bei so viel Nostalgie kann man getrost Svetas Beispiel folgen und sich ruhig zurück legen und die Ruhe und Idylle an einem solchen Ort genießen……

Denn ohne diese Pausen schafft es auch der härteste Reiseleiter der Welt (ist jetzt nur so eine Redewendung, lieber Kostya) nicht, all die Herausforderungen bei einem derart langen Abenteuer zu meistern. Technische Probleme ereilen nämlich hin und wieder jeden von uns und so verabschiede ich mich auch für heute mit einer Momentaufnahme von meinem Aufenthalt in der Nissan-Werkstatt in der burjatischen Hauptstadt Ulan Ude, wo ich als hilfsbedürftiger Reisender eine geradezu ideale Anlaufstelle gefunden habe und mich an dieser Stelle für die schnelle und unkomplizierte Hilfe bedanken möchte!

Ihr seht, liebe Leser, es gibt an so ziemlich jedem Ort dieser Welt eine Lösung für so ziemlich jedes Problem und so kann ich auch alle beruhigen: Wir sind zwischenzeitlich (alle!) heil und munter in der Mongolei. Die hiesigen Aufgaben binden jedoch derzeit so ziemlich alle Kräfte des Teams, so dass der letzte Bericht von Russland in ein paar Tagen folgt – versprochen!

Euer werkstattleidender Arthur

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