In der Ruhe liegt die Kraft

Liebe Estland-Enthusiasten, Lettland- und Litauen-Liebhaber,

Wir erreichen den nördlichsten Punkt unserer Reise mit Vösu, dem Tor zum Laheema-Nationalpark. Von hier aus kann man nicht nur die wunderschönen Küstenabschnitte mit Fischerdörfchen erkunden und durch märchenhafte Wälder und Moorlandschaften streifen, die derzeit in Blüte stehen.

Empfehlenswert ist es auch, einfach mal innezuhalten und ganz genau hinzuhören: Nur Vogelgezwitscher und Insektenbrummen sind zu hören, ansonsten Stille.

Am Platz genießen wir die Abendsonne bei einem gemeinsamen Grillabend mit hausgemachten Salaten. Wir sind uns einig: besser als jedes Hotelbuffet!

Wer sich genug an der Natur berauscht hat, kann dem historischen Erbe der Region nachspüren. In Rakvere lässt sich die Burgruine besichtigen, die uns erneut die wechselhafte Geschichte des Baltikums aufzeigt: Einst von Esten als hölzerne Festung erbaut, wurde sie 1220 von Dänemark erobert, ging in den Besitz des Deutschen Ordens über, wurde später vom Schwedenkönig an einen holländischen Adligen verschenkt und mehrfach von polnischen und russischen Truppen niedergebrannt.

Der deutsche Name Wesenberg deutet auf die ursprüngliche Bedeutung des Burgnamens, „Kopf des Wisents“, hin. Das Wahrzeichen der Stadt ist darum auch ein riesiger Auerochse, den man bei einem Spaziergang um die Burg besuchen kann.

Auch einige der größten Gutshöfe des heutigen Estlands können auf dem Weg vom Nationalpark westwärts nach Tallinn besichtigt werden. Nicht alle sind bereits restauriert, etwa der Gutshof in Kolga. Dennoch – oder gerade deswegen? – beeindruckt uns das teils klassizistische, teils barocke Anwesen.

Noch ein letzter Zwischenstopp beim höchsten natürlichen Wasserfall Estlands (süß!), dann sind wir auch schon in Tallinn. Wer die Wettervorhersage verfolgt hat, tut gut daran, den romantischen Sonnenuntergang am Hafen zu fotografieren…

Tallinn präsentiert sich am nächsten Tag mit Wind und Regen nämlich nicht gerade von seiner besten Seite. Wir haben „Glück“, da nur zwei Kreuzfahrtschiffe angelegt haben und „dank“ des schlechten Wetters verstopfen die Kreuzfahrtpassagiere nicht die Gassen der Altstadt, sondern nur die Cafés… Unser Guide Eduard führt uns aber gezielt an schöne Orte, wo man dem schlimmsten Gedränge entgehen kann. Im Café Majasmokk kann man das berühmte Tallinner Marzipan probieren oder den Patisseuren beim Bemalen der Marzipansouvenirs zuschauen. Zum Aufwärmen beenden wir unsere Stadtführung mit einer Vana Tallinn-Verköstigung. Der süße Kräuterlikör schmeckt auch im Kaffee und wärmt so gleich doppelt.

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Westen, zur Insel Saareema. Nur eine kurze Fährfahrt müssen wir hinter uns bringen, schon sind wir auf der größten Insel des Baltikums. Nach einem erholsamen freien Tag in Tehurmadi beschließen wir den Abend mit einer Inforunde zu Estland, bevor wir am Morgen darauf von Hanela zu einer Inselrundfahrt abgeholt werden. Was man den Esten insgesamt nachsagt – sie seien behäbig, gemütlich, etwas langsam – gilt für Saareema ganz besonders. In der Inselhauptstadt Kuressaare fahren die Autos in Fünfzigerzonen freiwillig 30. Man hat hier einfach noch Zeit.

Und so lassen auch wir uns die Zeit und fahren nach unserer Besichtigung der Bischofsburg von Kurressaare (oder zu dänisch und deutsch Arensburg) gemütlich zum Kaali-Meteoritenkrater im Herzen der Insel.

Weiter geht es durch kleine typische Inseldörfer bis an die Glintküste im Norden. Die Steilküste eignet sich für kleine Wanderungen an der frischen Ostseeluft und auch für einen kleinen Schaukel-Stopp.

Bei einem Abendessen in einer ehemaligen Grundschule begeistert uns die Liebe zum Detail, mit der unsere Wirtin das Haus in ein Restaurant verwandelt hat. Statt einer Bar gibt es hier eine Schatzkiste, zu der nur die Chefin den Schlüssel hat.

Mit Pärnu, der estnischen Sommerhauptstadt, erreichen wir schon unseren letzten Stellplatz in Estland! Das Wetter ist uns gewogen, und so fällt es uns nicht besonders schwer nachzuvollziehen, warum Pärnu das Inlands-Urlaubsziel Nummer Eins der Esten ist. Alte Holzhäuser, ein hansestädtischer Altstadtkern und eine Jugendstilvilla in Fußreichweite zu einem der schönsten Strände Estlands – was will man mehr?!

Pärnu hat viele ruhige und gemütliche Ecken. In der Altstadt lohnt ein Besuch in der Maarja-Magdaleenengilde, wo man lokalen Kunsthandwerkern beim Arbeiten über die Schultern blicken kann.

Nach dem Bummel durch die Altstadt und das Villenviertel lassen wir uns am Strand noch eine Weile den Ostseewind durch die Haare streichen, dann nehmen wir Abschied von Estland. Auf geht’s in den südlichen Nachbar, wo uns mit Riga sicherlich ein weiterer Höhepunkt unserer Reise bevorsteht.

Aline & Arthur

Riga004 Riga – das Herz des Baltikums
Wir passieren, EU sei dank, fast ohne es zu merken,
die estnisch-lettische Grenze.

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