Auf der Kälteleiter nach unten

Auf der Kälteleiter nach unten

Zweimal umsteigen, dreimal fliegen, dazu 6 Mal kontrollieren inklusive Nacktscan – und schon darf man echte Winterkälte genießen. Als ob wir davon in Deutschland nicht genug in diesem Jahr gehabt hätten. Auch Russland erlebt 2009 einen harten Winter, was wir schon bei der Ankunft in Moskau, unserem ersten Zwischenstopp, merken durften. Minus 13 Grad sind es in der Hauptstadt Russlands. Doppelt so kalt hat uns am Folgetag Nowosibirsk, unser zweiter Zwischenstopp auf dem Weg nach Jakutien, empfangen. Die Nacht wurde uns aufgrund der Zeitverschiebung und des Flugs gestohlen, entsprechend müde sind wir, als wir uns die größte Stadt Sibiriens anschauen. Die Gehwege sind spiegelglatt, es kommen in mir Erinnerungen an das Jahr 2003 auf, als ich auf einem glatten Gehsteig ausrutschte und dann meine Jakutienreise mit gebrochenem Wadenbein fortsetze. Diesmal geht alles gut, wir tingeln über den Markt und kaufen Blumen für unsere Gastfamilie, die uns den Tag über so herzlich in ihrer bescheidenen Wohnung aufgenommen hat. Alles ist eng, die Küche vielleicht 5 Quadratmeter groß. Und alle finden wir Platz zum gemeinsamen Essen in dieser Küche. Die Raumnot wird mehrfach durch das große Herz der Gastgeber kompensiert.

Schon am Abend sitzen wir wieder im Flieger der Gesellschaft S7. Erneut bekommen wir eine
Nacht gestohlen, da wir weiter Richtung Osten fliegen, sozusagen der Zeit entgegen. Bei Ankunft in Jakutsk sind es 36 Grad unter Null, dazu weht ein schneidender Wind, es knistert in den Nüstern beim Einatmen. Bald treffen wir uns mit unseren Freunden, mit Tanja und ihrer Familie, mit Dima, der jetzt alleine lebt. Um niemandem zu sehr zur Last zu werden, haben wir uns in einem neuen Vorstadthotelchen einquartiert, um uns von hier aus auf die Expedition gen Nordosten vorzubereiten. Wir warten nun auf Zhenia, der laut Verabredung eigentlich schon da sein sollte. Mit Zhenias Expeditions-LKW wollen wir auf Winterwegen weit nach Nordosten vordringen, weiter als in den Jahren 2003 und 2006.

Und irgendwann folgt dann der Kontinentensprung, auf dem sich zur Zeit eine Jeepexpedition probiert. Sie sind schon sehr weit gekommen, wir sind ohnehin nicht die Ersten, weil Engländer im zurückliegenden Jahr die Überquerung schon geschafft haben. Uns geht es aber insbesondere um das hautnahe Erleben des Landes, seiner Menschen und seiner Landschaft. Auf diesem Weg dürft ihr uns die nächsten Tage und Wochen begleiten, ich wünsche dazu eine spannende Unterhaltung.

[inspic=3005,left,,500]Groß und leicht. Martins Gepäck wird im Moskauer Flughafen eingesponnen, damit es nicht beim Transport über den Rollbändern hängen bleibt.


[inspic=3006,left,,500]So einfach geht’s. Geld tauschen am Automaten. Es wird fast jede Euro oder Dollarbanknote verspeist…


[inspic=3007,left,,500]Im engen Airbus der S7. Wenigstens sind die Flugzeuge neu.


[inspic=3008,left,,500]Zwischenlandung in Nowosibirsk. Wir spazieren durch die 1,7 Millionenstadt. [inspic=3009,left,,500]


[inspic=3010,left,,500]Erstes Sonnenbad bei 25 Grad in der Sonne. 25 unter Null, versteht sich.


[inspic=3011,left,,500]Zu Besuch bei Natalia und Wolodia. Egal wie eng die Küche ist – alle finden sich zum Essen ein, bevor es mit dem Nachtflieger nach Jakutsk gehen wird.


[inspic=3012,left,,500]Endlich am Ziel. Die kälteste Großstadt der Welt empfängt uns mit milden 36 Grad Frost. [inspic=3013,left,,500]


[inspic=3014,left,,500]Brrr, es ist kalt, der Frost beißt im Gesicht. [inspic=3015,left,,500]


[inspic=3016,left,,500]Bloß nicht den Motor ausmachen. Nach 30 Minuten Stillstand springt dieser nicht mehr an. Für fast ein halbes Jahr werden die Fahrzeuge nicht ausgemacht, wenn sie keine warme Garage zur Verfügung haben. Für uns ist das gewöhnungsbedürftig.


[inspic=3036,left,,500]Fast alle Fahrzeuge tragen einen Wintermantel. Der Motor wird vor Kälte und Fahrtwind geschützt.


[inspic=3017,left,,500]Das ist kein Bauschaum, sondern dicker Stadtraureif, der auf den Bäumen sitzt.


[inspic=3018,left,,500]Und wieder hat ein altes Holzhaus gebrannt. Der Löschschaum ist sofort zu bizarren Gebilden gefroren.


[inspic=3019,left,,500]Der Nebel schlägt sich überall in der Stadt nieder, auch auf den unzähligen Stromleitungen. [inspic=3020,left,,500]


[inspic=3021,left,,500]Unterwegs auf dem Fischmarkt.
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[inspic=3023,left,,500] Die Verkäufer stehen hier von morgens bis abends in der Kälte. Bewundernswert.
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[inspic=3025,left,,500] Die Menschen sind freundlich und offen und lassen sich gerne fotografieren.
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[inspic=3027,left,,500]Am Abend wird es ernst. Wir sind im Land der Fischliebhaber und bekommen rohe, gesalzene und geräucherte Fische angeboten. Dieter langt kräftig zu.


[inspic=3029,left,,500] Aufgeständerte Bauweise. Der Permafrostboden macht diese teure Bauweise erforderlich. Die Betonpfeiler werden bis zu 12 Meter tief in den Boden getrieben. Einen Keller gibt es nicht, dieser würde den Boden nur auftauen. [inspic=3030,left,,500]


[inspic=3004,left,,500]Hier wurden die Fundamente für die Treppenaufgänge nicht tief genug im Boden angelegt. Daher die Schieflage.


[inspic=3031,left,,500] Holzhäuser stehen nicht auf Stelzen. Doch Wohnraum ist nach wie vor knapp und teuer, selbst diese alten Holzhäuser werden noch bewohnt. [inspic=3032,left,,500]


[inspic=3033,left,,500] Dort, wo Wärme oder Wasser aus Leitungen in die Kälte entweichen, wachsen bizarre Gebilde aus Eis, oft mehrere Meter hoch. [inspic=3034,left,,500]


[inspic=3035,left,,500] Es gibt Viertel, welche richtig schön hässlich sind. Hier sind die Wohnungen billiger und der Alkohol tagein tagaus präsent. Aber auch Leute, die einfach nur sparen, um später umzuziehen, sind in diesem Viertel anzutreffen. Doch wenden wir uns nun den schönen Gesichtern der Stadt zu:


[inspic=3037,left,,500] Tja, Jakutsk ist Universitätsstadt, daher laufen mir zwangsläufig Studierende vor die Linse. Ich bitte um Nachsicht. [inspic=3038,left,,500]


[inspic=3039,left,,500] Bevor ihr euch in Jakutsk nun einschreibt, vergesst bitte nicht, dass es hier bitter kalt ist, wie Kleidung und Gesichter der Menschen verraten. [inspic=3040,left,,500]


[inspic=3041,left,,500] Zuhause bei Tanja, die nun Zwillinge hat. Da Martin zwillingserfahren ist, fügt er sich problemlos ein. [inspic=3042,left,,500]


[inspic=3043,left,,500] Wir vier unter der Erde. Wir sind im Institut des Permafrostes und bewundern in 12 Metern Tiefe Kristalle, die über einen Zeitraum von 10 Jahren gewachsen sind.


[inspic=3045,left,,500] Schiffsfriedhof auf der Lena


[inspic=3044,left,,500] Die Lena ist bei Jakutsk fast 10 Kilometer breit. Ab Dezember ist das Eis so dick, dass es auch schwere Fahrzeuge trägt. Es ist die einzige Straße nach Osten, Autobrücken über den riesigen Fluss gibt es noch nicht, der Bau einer Brücke wird aber gegenwärtig erwogen. [inspic=3046,left,,500]


[inspic=3047,left,,500] Noch bin ich guter Dinge und hoffe, das Eugen mit seinem LKW bald ankommt. Er ist schon einige Tage überfällig, wir wissen aber, dass er morgen eintreffen soll. Mit seinem speziell für Expeditionen umgebauten LKW wollen wir dann für 14 Tage auf zugefrorenen Flüssen, Seen und Sümpfen im Norden der riesigen Republik Jakutien unterwegs sein. In der Hoffung, dass sein Auto jetzt nicht so aussieht…


[inspic=3028,left,,500] …denn das wäre dann doch etwas zu frisch während der Fahrt. Haltet uns die Daumen


Euer Kostya


02 Fische bis zum Dach
Fast jeden Abend lassen wir es irgendwo knallen. Die…

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