Auf dem Weg nach Arabia felix!

Liebe Weihrauch-Freunde,

Heute verbringen wir die letzte Nacht auf dem Festland bevor es auf Zenobia, die heutige Masira-Insel geht.








Unser Übernachtungsplatz wählen wir an den südlichen Ausläufern der Wahiba-Sands mit dem traumhaften weißen „Sandkasten“, welches uns wieder in die Kindheit versetzt und zu Sandspielchen bewegt. Die versteinerten fossilen Sandformationen lassen uns doch ab und zu einen Fotostopp einlegen.




Nach der Übersetzung unter dem Motto „Safety first“ auf das Eiland haben wir unsere Fuß auf eine der 3 größten Inseln des Arabischen Meeres Masirah getreten.







Die größte Insel an der omanischen Ostküste mit knapp 10.000 Bewohner ist 95 km lang und 14 km breit und liegt etwa 12 km vom Festland entfernt. Die Westküste ist ein Vogelparadies: hier patrouillieren Flamingos, Reiher, Möwen, Kormorane und Austernfischer tagsüber entlang der Küste. Während der sorglosen Wanderungen durch von Ebbe befreites Watten ähnliches Gebiet bringt uns in Bekanntschaft mit fast durchsichtigen langen Sandwürmen sowie fast mystischen vermutlich von Krabben aufgeschütteten Sandhügelkolonien. Am Abend serviert uns Mohammad die endemischen Riesengarnelen, die so lecker schmecken.















Die Ostseite der Insel mit ihren oft schwer anfahrbaren Sand- und Felsenstränden ist ein wichtiges Brutgebiet und Lebensraum für die seltenen und endemischen Tiere: Meeresschildkröten, rote Klippenkrabben, Einsiedlerkrebse, Sandkrabben, Felsennapfschnecken sowie endemische Vaillantskäferschnecken. Die nächsten 2 Tage auf Masirah waren recht stürmisch, und zum Baden untauglich. Dafür haben wir ein Naturspektakel erlebt, das uns einfach hypnotisch faszinierte.










Nach 4 erholsamen Tagen auf Masirah geht es für uns weiter gen Süden zur berühmten Weihrauchstraße. Die Ostküste Omans ist eines der ab gelegensten und am dünnsten besiedelten Gebiete des Landes. Unterwegs sehen wir das ganz alltägliche Oman, das man hier wie nirgendwo sonst erleben kann. Größere Städte gibt es keine, die Fischerdörfer sind aber auch für die Beduinen im Landesinneren wichtige Versorgungsstationen, und daher findet man auch in kleinen Siedlungen Tankstellen und Läden. Nafun ein kleines Fischernest an der Küste hat zwar keine Tankstelle, verfügt dafür aber über ein Symbol der raschentwickelnden Region Ad-Duqm. Wir stehen der gleichnamigen erodierten Felseninsel gegenüber, die garantiert schöne Fotomotive beim Sonnenunter- und -aufgang bietet. Hier erfahren wir von Hamdy und unseren spontanen Besuchern auch mehr über Duqm, wo das neue Zentrum der Ostküste entsteht: Ein großer Hafen mit Trockendock, ein internationaler Flughafen, Hotels und Industrieanlagen sind in Bau, rund 20 Mrd. US-Dollar sollen hier in den kommenden Jahren investiert werden.



Bei Duqm selbst findet man sogenannten Rock Garden, wo bei entsprechender Phantasie ein Kamel, eine Schildkröte aus Stein sowie andere bizarre durch Winderosion entstandene Felsformationen zu erkennen sind.









Bei Ras Madrakah, einem der schönsten Abschnitte an der Küste, finden sich zwischen den schwarzen Felsen vulkanischen Ursprungs traumhafte einsame Strände mit hellem Sand. Entlang der Strecke sind es vor allem die zahlreichen Lagunen, die einen kurzen Abstecher von der Hauptpiste zum Meer lohnen. Beim Ort Al Khahil legen wir einen kurzen Fotostopp ein, wo wir kleine pink gefärbte Lagunen entdecken, die ihre Farbe einer Algenart verdanken. Nach dem langen Fahrtag bleiben wir auf einem Felsenplateau über Nacht, das uns um 360 Grad endlose Weiten bietet. Auch in dieser scheinbar kargen Landschaft warten auf uns nette Begegnungen, die unseren Stefan sogar knien lassen. Der kleine süße Persische Felsengecko war definitiv noch nicht in seinem Leben so oft abgelichtet, genauso wie der freundliche Omani, den wir zum Morgentee eingeladen haben. Und was für ein klarer Nachthimmelzelt mit Milliarden von Sternen! Ich wette, der Horst kennt jeden einzelnen, denn er konnte uns stundenlang über Nebel, Pleiade, Betelgeuse und alles, was da noch oben so scheint, erzählen und dank seinem Teleskop sogar zeigen.








Weiter geht es nach Shuwaymiyah, das mit seinem langen Sandstrand ideale Campplätze bietet. Shuwaymiyah ist berühmt für seine Flechtwaren, die hier in sehr guter Qualität von Beduinenfrauen aus Palmenbast hergestellt werden. Die Bedu-Damen aus dem ganzen Dorf kommen zum Dorfmajlis, um uns ihren Kunsthandwerk stolz zu präsentieren. So viele Gäste sehen sie in ihrem Dorf kaum, denn dieses Dorf liegt weit weg von touristischen Routen des Landes. Ein reges Vorzeigen, Flechten und Konkurrenz zwischen den Damen lohnt es sich auf alle Fälle zu erleben. Die besten Stücke werden hier wochenlang hergestellt, um doppelt so teuer in touristischen Zentren des Landes Muscat, Salalah und Nizwa verkauft zu werden.





Die zweite Hälfte des Tages ließ uns kaum unsere Fotokameras aus den Händen zur Seite legen, denn in den Wellen spielende Delphine sowie atemberaubender Sonnenuntergang lenkten ständig die Aufmerksamkeit unserer Objektive auf sich.











Von Shuwaymiyah verläuft eine fantastische neue Straße durch die Berge über Wadi Suneik nach Hasik und weiter über Mirbat nach Salalah. Canyons, romantische Palmenwadis mit paradiesischen Jerichonektarvögeln, die im arabischen sehr bildhaft als „Könige der Blumen“ bezeichnet werden Kalkfelsenformationen mit Stalaktiten-Wasserfällen versetzen uns in eine ganz andere Welt.




Mirbat, eine kleine Stadt, die langsam in Vergessenheit gerät, ist bekannt für seine kleine Festung , die im Dhofar-Krieg, der die Macht von Sultan Qaboos durchsetzte, heftig umkämpft war, und angeblich fand hier die weltweit letzte Schlacht statt, in der ein Ort von einem Fort verteidigt wurde. Seit dem 10. Jahrhundert war Weihrauch hier das Haupthandelsprodukt, jedoch stand Mirbat lange im Schatten von Al-Baleed, und erst nach dessen Niedergang und dem Abzug der portugiesischen Besatzer konnte es sich als größtes und letztes Handels- und Hafenzentrum des Dhofar etablieren. Zwischen 1600 und 1800 starteten von Mirbat aus mit Weihrauch beladene Kamelkarawanen nach Saudi-Arabien, denn zu dieser Zeit war die Seefahrt im Golf von Aden und im Roten Meer wegen wachsender Piraterie zu unsicher. Von den reichen Zeiten zeugen noch große Handelshäuser in der Stadtmitte. Die Häuser sind alle rechteckig und mit zwei hohen Etagen um einen Innenhof herum angelegt, der als Licht- und Luftschacht dient. Die Dachterrasse ist mit Zinnen eingefasst, und zur Verteidigung waren manche Häuser mit einem Turm versehen. Leider sind die Gebäude heute alle verlassen, und der Platz verwandelt sich langsam in eine Müllhalde. Die aus Holz geschnitzten Fenstergitter sind bei diesen Häusern besonders aufwendig und hübsch. Das Grabmal des Heiligen Bin Ali hat zwei zwiebelförmige Kuppeln und erstrahlt in reinem Weiß. In seinen Gemäuern liegt der Shaikh Muhammad bin Ali al-Alawi begraben, der einst aus dem südjemenitischen Hadramaut nach Mirbat einwanderte und im Jahre 1161 hier verstarb. Im Grabmal beschreibt eine Grabinschrift seinen Stammbaum, der bis auf den Schwiegersohn des Propheten Muhammad zurückführt. Vor dem Gebäude dehnt sich ein großer Friedhof aus. Seine Anlage und die Gestaltung der Grabsteine sind typisch für die sunnitische Richtung des Islam, so wie sie im Dhofar und im Hadramaut vorherrscht.









Nach Mirbat erkunden wir die nordöstliche Umgebung von Salalah. Jebel Samhan mit gut 1800 m ist der höchste Berg des Dhofar. Eine Fahrt auf das Gipfelplateau belohnt uns mit einem fantastischen Ausblick auf die Küstenebene von Mirbat. Wadi Darbat zeigt uns seine üppige Vegetation und steile Klippen sowie viele Kamele vor, die im Wasser ihre Abkühlung finden. Im Wadi Hinna wachsen die berühmten Baobab-Bäume. Wie die Bäume in dieses Wadi kommen, weiß niemand genau. Manche behaupten, Seefahrer aus Ostafrika hätten sie angepflanzt, andere, dass die Samen von den Monsunwinden herangeweht wurden. Diese Baumart, die an Flaschenbäume erinnert, kommt sonst hauptsächlich in Ostafrika vor, und belegt die enge Verwandtschaft zwischen der Vegetation des Dhofar und der Ostküste des schwarzen Kontinents. Sie erreichen hier zwar keine afrikanischen Ausmaße, können aber immerhin bis zu 15 Meter hoch werden, und ihr Stamm erreicht eine Dicke von bis zu 2 Metern. Und natürlich noch einen ursprünglichen Weihrauchhafen Taqah haben wir besucht, um dort ein kleines Fort mit exotischen Früchten sowie fein riechenden Kräutern und originelle Wali-Alltagsgegenstände zu bewundern.





Die Weihrauchmetropole und Jebeli-Hauptstadt Salalah nehmen wir olfaktorisch, gustatorisch und visuell wahr. Hier in der untouristischsten Fressmeile der Welt probieren wir Dhofar-Version des traditionellen omanischen Gericht Shoowah, auf Steinen zubereitetes Ziegenfleisch, das überaschenderweise wie zartes Hähnchen schmeckt und gekochte vorher in der Luft getrocknete Kamelfleischstreifen, die mit orientalischem Gewürz verfeinert sind. Da durften wir sogar in die „Küche“ reinschauen



Heute ist Salalah eine lebhafte, moderne Stadt mit fast 200.000 Einwohnern. Neue Betonbauten bestimmen das Bild im Zentrum, wo alle wichtigen Infrastruktureinrichtungen in den letzten zwei Jahrzehnten entstanden sind. Traditionelle Kalksteinhäuser findet man fast nur noch im Stadtteil Al- Hafah, doch auch dort werden sie immer seltener. Auch in der Dhofar-Metropole gibt es eine der wenigen Freitagsmoscheen im Land, die für nichtmuslimische Besucher zugänglich ist. Ein Besuch des strahlend weißen Gebetshauses umgeben von Königspalmen lohnt sich unbedingt, da es sehr aufwendig und geschmackvoll gestaltet ist.









Salalah als Stadt bietet kaum Sehenswürdigkeiten wie historische Gebäude oder Ähnliches. Das Stadtgebiet insgesamt mit seinen tropischen Plantagen und dem authentischen Weihrauch-Souq entschädigt dafür voll und ganz. Im Al-Hafah-Souq findet man nicht nur das einst so begehrte Weihrauchharz in verschiedenen Qualitäten, sondern auch alles rund um den Weihrauch. Als Souvenir bieten sich die bunt bemalten, in verschiedenen Formen getöpferten Weihrauchbrenner an. Plantagen mit Kokospalmen, bittersüßen Bananen, Papayas und Mangos bestimmen das Bild der Salalahküste. Hier finden sich besonders viele der Obststände, an denen man eine köstliche Kokosmilch trinken kann. Anschließend wird die Nuss geöffnet, und man kann das Kokosmark auslöffeln. Zwischen den Palmenblättern sieht man oft Webervögel-Neste und ungewöhnliche Bananenblüten.




Einen Besuch wert ist der Tagesmarkt, an dem man jederzeit eine Menge von Datteln-Sorten, sowie für uns exotische Waren wie Kamelschwänze, Kuhfüße und Köpfe leicht zu erwerben sind, also alles für die feine Küche!




So sehen die Kapernblüten, die man in den Thermalquellen rund um Salalah entdecken kann. Beim Ausflug zum Ayn Sahalnoot haben wir eine in den Ästen gesteckte Eule, die mit ihrem Flügel an einem Faden hing. Das müde und voll schockierte Tier wurde gerettet. Da können wir wieder stolz auf sich selbst sein und vielen Dank an alle Beteiligten.




Der Weihrauchhafen und die Siedlungsreste von Al-Baleed sind der älteste Teil Salalahs. In diesem von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannten Gebiet hat man einen Archäologischen Park und ein sehr ansprechendes Museum eingerichtet. Al-Baleed („die Stadt“) wurde zur gleichen Zeit wie Samhuram bewohnt, aber der Ursprung des Hafens liegt früher (ab etwa 1000 v. Chr.). Im Unterschied zu Samhuram, das von Invasoren aus dem Hadramaut gegründet wurde, war Al-Baleed von Einheimischen bewohnt. Die Lage an zwei Lagunen bot gute Bedingungen für eine Siedlung, da diese Buchten einen geschützten natürlichen Hafen bilden. Begünstigt durch diesen Standort entwickelte sich Al-Baleed zur Blütezeit des Weihrauchhandels zu einem wichtigen Hafen zur Verschiffung des Harzes und von Pferden. Die berühmten Weltreisenden Marco Polo (1254–1324) und Ibn Battuta (1304–1377) lobten in ihren Schriften die außerordentliche Pracht und den Reichtum von Al-Baleed.












Die Pflanzenwelt der südomanischen Region Dhofar unterscheidet sich grundlegend vom Rest des Landes. Naturräumlich ähnelt die Region mit ihren Traumstränden und steilen Felsenklippen eher dem angrenzenden Jemen als dem Rest Omans. Am charakteristischsten ist sicherlich der Weihrauchbaum. Eigentlich gleicht er eher einem Strauch. Der knorrige Baum mit kleinen Blättern, aus dessen Stamm das so begehrte Harz gewonnen wird, wächst nur wild und bevorzugt auf der landeinwärts gelegenen Seite des omanischen Küstengebirges. Wüstenrosen, oder sogenannte Elefantenbäume, bedrohte endemische Drachenbäume, Fettblattbäume mit Sodomsäpfel sowie kaktenähnliche Euphorbien, Agaven und exotische Baumwoll-Seidenpflanze bilden im Dhofar ein typisches Florabild.








In Shaat weit weg von der Zivilisation und nicht weit weg von Jemen-Grenze besuchen wir eine gastfreundliche Jebelis, so heißen die Bergbeduinen, die uns ein Crash-Kurs in Kamelmelken geben. Kamelmilch dank nahrhaften Eigenschaften ist sehr wertvoll und wird nie verkauft sondern an kleine Kinder bzw. Gäste geschenkt. Der gesamte Lebensalltag von Jebelis wird in zwei Melkzeiten eingeteilt. Frisch gemolkene Kamelmilch war oftmals die einzige Nahrung. Um an die so wertvolle Kamelmilch zu gelangen, müssen die Beduinen die Natur leicht „beschummeln“: Nachdem eine Kamelmutter ihr Kalb etwa sechs Wochen lang gestillt hat, verhüllen sie ihr Euter mit einem Sack und geben dem Kalb nur von der am Morgen und am Abend gemolkenen Milch zu trinken, bis es im Alter von neun Monaten entwöhnt ist. Die Stute kann dann, wenn sie inzwischen nicht erneut gedeckt wird, etwa vier Jahre lang Milch geben. Unser abendliches Kamelmelken ist unerwartet mit Kamelsex beendet, der später für die Kameldamen zum Gruppenerlebnis geworden ist.






Zum letzten Mal genießen wir die schönen Strände des Indischen Ozeans und farbige Vertreter der omanischen Fauna, Sinai-Agame, wohl der einzige Bewohner in Oman, der vor Angst blau wird. Wir können nur neidisch sein.

Wir verlassen die tropische Region Dhofar und begeben uns Richtung Norden, wo auf uns noch viel Interessantes wartet. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Kathy, unsere Salalah-Expertin, und ihren Mann Claudio, die auch mal mit ihrem selbstgemachten Unimog-Wohnmobil vielleicht unsere Heldentaten mal wiederholen!

Eure Hamdy und Artem

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