Alles eine Frage der Perspektive

Liebe Leser,

ach – was war das schön in Jalym! Kein Wunder also, dass wir hier einfach ein paar Wochen geblieben sind und die Asientour dieses Jahr etwas anders verlief, als sonst üblich…..Ich habe auch gehört, dass die Tour in der Gobi stecken geblieben ist und am Ende sogar in China verhaftet wurde! Arthur selber soll auch gar nicht mehr für Seabridge und AbenteuerOsten tätig sein, sondern zusammen mit Kostya auf einer einsamen Insel in der Südsee ein ruhiges Leben führen…..Das alles ist natürlich nicht wahr und nur ein kleiner Auszug von dem, was alles an Gerüchten so durch die Welt geistert. Glaubt also bitte nicht alles, was ihr da draußen so hört, sondern fahrt am besten selber mit!

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Wahr ist, dass wir tatsächlich bei Jekaterinburg die Grenze zwischen Europa und Asien überquert haben und es mittlerweile mehrere dieser Stellen gibt – je nachdem, ob man die Frage aus geographischer, politischer oder touristischer Sicht betrachtet. Die einstige politische Heimat des ehemaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin profitiert in den letzten Jahren enorm von ihrer günstigen Lage im Herzen Eurasiens und spielt nicht nur für Russland eine wichtige Rolle.

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Man ist trotz (oder gerade wegen?) einer beachtlichen Stadtentwicklung und boomender Wirtschaft nach wie vor stolz auf die Vergangenheit und so finden sich überall Spuren aus der Sowjetzeit:

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Sei es der allgegenwärtige Kriegsheld Shukov,

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das Symbol der kommunistischen Partei am Rathaus der Stadt mit dem Schriftzug „Proletarier aller Länder vereinigt euch“ oder

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der zeitlose Spruch „Fleiß ehrt den Menschen“. Ebenso zeitlos bleibt in Russland auch die Präsenz der orthodoxen Kirche und – insbesondere in Jekaterinburg, dem letzten Aufenthaltsort der Zarenfamilie vor ihrer Ermordung durch die Bolschewiken – die der ihr sehr nahe stehenden Monarchie.

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Wir besichtigen diese von der orthodoxen Kirche aufwendig angelegten Orte russischer Geschichte in und außerhalb der Stadt und spüren nicht zuletzt an unserer jungen, aber zutiefst gläubigen Reiseleiterin, dass dieses Kapitel bis heute einen festen Platz im Herzen vieler Russen hat. Was in kommunistischen Zeiten undenkbar war, ist heute bereits Realität: Jekaterinburg ist zum Wallfahrtsort aller Anhänger der russischen Monarchie sowie aller historisch Interessierten geworden, was auch kapitalistisch betrachtet den Umsatz der Tourismusbranche deutlich steigert. Gut für die Stadt und mal wieder Ironie der Geschichte – oder eine Frage der Perspektive.

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Von all dieser schweren Thematik erholen wir uns jedoch recht schnell an unserem Stellplatz in einer der zahlreichen Wintersportanlagen außerhalb der Stadt und stoßen natürlich auch auf Petras Geburtstag an. Die Mischung macht´s eben und in einer tollen Gruppe kommt selbst nach einem anstrengenden Tag der Spaß nicht zu kurz.

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Gleiches gilt natürlich auch für die Kultur und so schaffen wir es sogar noch, uns schick zu machen und das vor kurzem restaurierte Theater der Stadt zu besuchen.

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Da wir jedoch in Jekaterinburg nicht so lange verweilen wollen, wie derzeit in Jalym (ja, das wird mir jetzt wohl ein Leben lang nachhängen), brechen wir auf und begeben uns weiter hinein in Russlands Osten und die schier endlosen Weiten. Abseits der großen Städte finden wir andere Formen der Unterhaltung – oder sie uns, je nach Perspektive.

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Es sind Plätze wie z.B. dieser hier in Krutinka, welche das Wohnmobil unbezahlbar machen und uns eine völlig andere Seite von Russland spüren lassen, die es so in keinem Hotel des Landes gibt. Wenn dann noch die lästigen Stechmücken verschwinden würden – dann wäre es kein Russland mehr. Nicht umsonst behaupten viele, dass genau das Leid(en) das Wesen des russischen Volkes ausmacht…….

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Auch wenn diese These kultur-historisch durchaus genug Stoff zur Diskussion gibt, kann ich sie dennoch nicht ganz teilen. Dafür sind die Russen viel zu lebensfreudig, wovon wir uns unterwegs immer wieder überzeugen können. So verbringen wir eine Nacht in den Schwefelbädern bei Tjumen – links wir und rechts die Russen. Bei beiden von Leid keine Spur.

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Das Gleiche in Omsk (geographisch gesehen schon in Asien, aber nach einhelliger Meinung aller Anwesenden noch richtig europäisch): keine Spur von Leid(en). Unser Gastgeber, der Direktor des Sportstadions, überreicht uns Geschenke vom örtlichen Fußballverein, welcher die Stadt Omsk in letzter Zeit sehr stolz macht. Wir bedanken uns mittlerweile auf klassisch-russische Art und Weise: Alkohol und Pralinen. Da kann man nie etwas falsch machen. Versprochen.

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Das sportliche Ambiente steckt uns an und in einer spontanen Aktion powern wir uns gemeinsam mit einigen Omskern mal wieder so richtig aus. Nach all dem langen Sitzen im Wohnmobil mehr als notwendig und dank unserer Sportskanone Uschi (noch) nicht in Vergessenheit geraten.

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Vergessen darf man trotz aller Verbesserungen in den letzten Jahren im Osten nach wie vor eins nicht: das Stichwort Sicherheit. Es müssen nicht immer uniformierte Wachleute (auch wenn sie ihre Uniformen sehr lieben), wie hier in Krasnojarsk, oder paramilitärisch wirkende Reiseleiter oder Teilnehmer am Platz sein. Aber es gilt nach wie vor, dass Vorsicht besser ist, als Nachsicht.

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Ist erst mal für passende Rahmenbedingungen gesorgt, so kann man sich wieder auf die schönen Seiten des Reisens konzentrieren. Und was gibt es Schöneres, al s bei strahlendem Sonnenschein inmitten der endlosen Weiten Russlands im Kreise einer starken Gemeinschaft seinen Geburtstag zu feiern? Liebe Ulla, ich glaube du hast alles richtig gemacht!

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So, liebe Freunde des Ostens, sieht es in Wirklichkeit bei uns aus und Christine, Sascha, Tsyren und Dima haben alles im Griff. Ich dagegen bin längst überflüssig und schaue von meiner Südseeinsel auf den weißen Sandstrand – oder durch das andere Ende der Kamera. Es bleibt alles nach wie vor eine Frage der Perspektive……

Euer Arthur

008 Die Perle Sibiriens
da habe ich euch doch tatsächlich im letzten Bericht ein…

006 Mach´s gut, Europa
Kaum zu glauben, wie die Zeit verfliegt! Da haben wir doch…

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