Belutschistan – 19 Stunden für die Ewigkeit

Liebe Mitreisende!

Einen großen Teil der ersten Nacht in Pakistan haben wir überstanden, da ruft der Wecker bereits um …vier. Oder etwas früher, für alle die, die noch ein pompöses Frühstück genießen wollen. 5 Uhr ist unsere Abfahrtzeit, wir wollen die Strecke – 615 Kilometer bis Quetta – knacken. Es ist instabiles Gebiet, wir wollen es schnell passieren. Wobei noch nie einer Gruppe etwas zugestoßen ist, als sie Pakistan passierte. Schaut euch an, wie locker vom Hocker wir den ersten Fahrtag wegstecken.

Wir bekommen Begleitschutz – gut bewaffnet in mindestens zwei Geländewagen. Grimmig schauen sie drein, unsere Sicherheitskräfte für den ersten Abschnitt.

5.05 Uhr – wir rollen raus aus dem Autohof. Es ist Mitte November noch stockdunkel um diese frühe Zeit.

Ab 6 Uhr dämmert es – das wilde Belutschistan zeigt sich uns zum ersten Mal.

Wir kennen nur eine Richtung – immer gen Osten – immer der Sonne entgegen.

Wir haben Konvoifahrt verordnet bekommen. Das gilt für ganz Belutschistan und auch die angrenzenden Gebiete. Und ehrlich gesagt – es sieht schon toll aus, wenn 2 Dutzend Weltreisemobile hintereinander durch die Wüsten Beluschistans fahren.

Wieder einer die vielen Kontrollpostenstopps. Der ganze Konvoi hält an, es starten Diskussionen zwischen den Sicherheitskräften, die uns immer von Checkpoint zu Checkpoint leiten, um dann der neuen Besatzung die Leitung zu übergeben.

Nach fast drei Stunden Fahrt die erste Pause. Runter von der Straße, rauf auf den festen Wüstenuntergrund

Eindrucksvoller Gruppenpower.

Wieder ein Checkpoint – wieder 10 Minuten warten, bis es weiter geht. Gegen Mittag haben wir ca. die Hälfte der Strecke bewältig.

Ach Jörn, was hast du für ein niedriges Fahrzeug.

Reguläre Tankstellen gibt es nicht auf dem Weg nach Quetta. Wenn man etwas haben will, dann bitte an diesen Kleindepots, alles Schmuggelware aus dem Iran. In Pakistan kostet der Liter Treibstoff über einen Euro. Wahnsinnig teuer für die Einheimischen.

Jörns Weg durch die pakistanische LKW-Welt. Wenn man so niedrig daher kommt…

…hilft nur ein monstermäßiger Energiedrink. Lieber Eugen, das hätte deiner sein können, wenn du mitgefahren wärst. Aber du gehst ja lieber in die Schule…

Abschnittsweise kein Asphalt- uns stört das nicht.

Bepackter Bus, bei dem kein Platz verschenkt. Es ist nur die ersten 10 Minuten schön, vorne oben zu sitzen. Danach wird es eine echte Leistung. Die Jungs machen das für immerhin 600 Kilometer!

Auf, Jörn, zeige was in dir und dem Bimobil steckt. Bisher eine ganze Menge, es läuft rund im silbernen Atego.

Wir schreiben 15 Uhr. Erneuter Stopp, vielleicht der bislang 18. Checkpoint heute.

Gut, dass nicht alle mitbekommen, was da vorne bei uns läuft. Einer der Uniformierten lässt die zusammengelaufenen Schüler Lieder singen. Die Uhr läuft, aber was soll es. Wir haben nur noch 240 Kilometer.

Erstaunlich, wie viel Menschen aus dem Nichts aufgetaucht sind. Nach 15 Minuten ist dieser unterhaltsame Checkpoint passiert.

Wetten dass mindestens 350 Ersatzkanister auf ein Schulbusdach passen!

Keine 10 Kilometer nach dem Checkpoint ein neuer. Wieder Diskussionen.

Wieder haben wir bewaffnete Jungs vor uns und am Ende.

Folgt uns durch die Berge.

Straßenzustand und Verkehr und Kontrollen lassen es einfach nicht zu, mehr als 30 Kilometer in der Stunde zu schaffen. Bestimmt müssen wir bis in die Dämmerung fahren.

Schade, dass wir hier nicht stoppen oder nächtigen dürfen. Belutschistan hat etwas mystisch Schönes.

Wie die Steine in die Ladefläche gekommen sind, ohne die Kunstwerke zu beschädigen? Wahrscheinlich hat man den LKW um die Steine gebaut…

Kurs auf Noshki, der letzten Stadt vor Quetta.

Nur noch den einen Pass, nur noch 105 Kilometer, dann haben wir die erste Etappe überstanden.

Naja, jetzt ist schon klar, dass wir auch in die Dunkelheit kommen werden. Am letzten, vielleicht 25. Checkpoint haben wir fast 30 Minuten gestanden.

Begeisterung schlägt uns von den entgegen kommenden Reisenden entgegen. Unheimlich ist das aber alles schon.

Lichter an, jetzt kommt die Dunkelheit.

Längst ist es stockdunkel. Wieder hält uns ein Checkpoint auf. Diesmal lassen sie uns ganze 40 Minuten warten. Regionale Machtspielchen – aber jeder will uns schützen.

Nach diesem Checkpoint ist freie Fahrt. Wir rollen vom Bergpass langsam in die Hochebene Quettas. Baustellen, dann noch ein letzter kleiner Pass und just in diesem Anstieg – wir haben bereits nach 22 Uhr! – dringt der Ruf –„Auto läuft nicht mehr!“ durch die Lautsprecher unserer Funkgeräte. Ärgerlich – unpassender könnte es nicht kommen. Vorne drängen die Uniformierten zur Weiterfahrt und hinten versuchen unsere Leute, schnell zu flicken. Nach 20 Minuten die Aufgabe. Wir kriegen den Havaristen nicht flott. Also Stange raus und abschleppen. Nochmal 10 Minuten. Dann in Schleichfahrt rein in die Stadt. Es sind lange Minuten, die hier verrinnen.

Am Tor des Stadions Quettas angekommen – nach 19 Stunden Fahrt brauchen wir ein letztes mal Geduld. Der Schlüssel des Vorhängeschlosses am Stadiontor passt nicht.

Mit einem Hammer schlagen sie das Schloss auf. Noch mal 10 Minuten.

Dann die enge Stadioneinfahrt. Kunstvoll wird der Havarist hereingeschleppt.

Auf, rein ins Stadion, ihr Helden.

Zur Geisterstunde sind alle Fahrzeuge endlich an unserem Zielort Quetta geparkt. Eine Rekordkonvoifahrt, die so schnell nicht getoppt werden sollte. Wir wären gerne früher raus, aber sie haben uns nicht vor Quetta stehen lassen. War vielleicht auch gut so. Aber es war ein Tag, nicht geschaffen für die weichen Reisemobilgenossen.

Der nächste Morgen kommt früh, angeregt wird über den Ritt des letzten Tages diskutiert.

Aber sie sind gut drauf – stecken den Hammerritt gut weg. Ich ziehe meinen Hut!

Auch die nächsten Tage bis nach Lahore sollen es in sich haben. Wenn ihr nicht zu geschafft vom heutigen Tag seid, dann klettert wieder in unsere Cockpits und reist mit uns durch das wilde Pakistan an.

Gute Nacht
Euer Kostya

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