Erzählungen von 1001 Nacht

Wir haben es geschafft! Und damit meine ich nicht nur den in der Tat schwierigen Grenzübergang nach Usbekistan, welcher seit den Unruhen der letzten Jahre im Fergana-Tal hin und wieder komplett geschlossen wird.

So mussten wir etwa 2010 einen Umweg über Kasachstan fahren, um nach Usbekistan zu gelangen, was jedoch dank im Vorfeld ausgestellter Visa sowie landeskundiger Begleiter kein Problem war. Gerade in dieser Region der Welt ist es wirklich Gold wert, auf ein Netz von zuverlässigen Partnern und erfahrenen Organisatoren zählen zu können.

Usbekistan, das ist für mich persönlich der Inbegriff der Seidenstraße und der Ort, an dem man dem Charme von 1001 Nacht wahrscheinlich am nächsten kommt.

Ob Buchara, Samarkand oder Chiva – alleine beim Klang dieser Namen ertappen wir uns doch dabei, wie wir an orientalische Gewürze, herrliche Paläste und Kamelkaravanen in der Wüste denken.

Das heute etwa 28 Millionen Einwohner zählende Land schafft es in der Tat einen Spagat zwischen den beeindruckenden Bauwerken der Vergangenheit sowie dem modernen Wirtschaftsleben des 21. Jahrhunderts hinzubekommen.

Sicherlich gibt es auch hier noch vieles zu verbessern, aber wir erleben ein Touristen gegenüber aufgeschlossenes, lebensfrohes und auf jeden Fall sehenswertes Land, dessen Einwohner uns mit der für diesen Teil der Welt fast schon selbstverständlichen Gastfreundschaft empfangen und uns Einblicke in ihr privates Leben ermöglichen.

Die Hauptstadt Taschkent bildet das Herz des modernen Usbekistans. Hier laufen so gut wie alle politischen und wirtschaftlichen Fäden des Landes zusammen.

Man ist stolz auf die mittlerweile gut 20 Jahre währende Unabhängigkeit von der Sowjetunion und auch wenn Russisch nach wie vor als lingua franca aus dem Alltag nicht wegzudenken ist, so verwendet man die lateinische Schrift mindestens genauso häufig.

Die Mehrheit der Bevölkerung ist muslimisch, es wird jedoch von staatlicher Seite sehr darauf geachtet, dass radikale Strömungen hier keinen Platz finden.

Dies klappt sehr gut und so spürt man überall eine Art Aufbruchsstimmung, welche es jedem ermöglicht, das Beste aus seinem Leben zu machen.

Nicht selten blickt man dabei von oben herab auf das Nachbarland Kirgistan, wo die Dinge eindeutig noch viel mehr Zeit brauchen werden……

Und wer von euch, liebe Leser, bisher das Stichwort „Baumwolle“ vermisst hat – hier ist es !

Nach wie vor ist die Baumwolle ein Herzstück der usbekischen Wirtschaft und ungeachtet aller ökologischen Probleme, welche die intensive Bewässerung seit Jahrzehnten nach sich zieht, steht sie gerade zur Erntezeit dank gesetzlicher Pflicht (!) zur Mitarbeit für alle Usbeken geradezu im Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. !

Wer von euch schon mal versucht hat im September einen dringend benötigten Notar(ius) aufzutreiben, der weiß wovon ich rede: „Oh, der Herr Notar(ius) befindet sich heute auf den Baumwollfeldern. Kommen Sie doch bitte morgen wieder.“!

!

Aber keine Sorge, wir haben es am Ende doch geschafft und sind alle (bis auf unseren lieben Juri, aber das ist eine andere Geschichte) in Turkmenistan angekommen. Zwischenzeitlich mussten zwar Berge von in der Reinigung durcheinander gekommener Wäsche sortiert, Pässe zur – leider nach wie vor in jeder Stadt notwendigen – Registrierung eingesammelt und wieder ausgeteilt werden sowie der ein oder andere Wodka getrunken werden, doch wie man sieht, geht das alles auch zeitgleich.!

Vielleicht hat Juri ja schon zu diesem Zeitpunkt geahnt, was auf ihn zukommt und deshalb so kritisch geschaut? Ja, lieber Juri, auch mir kam das alles ziemlich usbekisch vor…..

Was bleibt, ist jedoch mal wieder die Erkenntnis, dass jede Herausforderung gemeinsam im Team gemeistert werden kann und daher gebührt euch, lieber Ararat, lieber Dima und natürlich lieber Juri, unser Dank! Ich hoffe euch alle nächstes Jahr wieder zu sehen und entschuldige mich bereits jetzt im Voraus bei euren Familien, da wir sicherlich erneut versuchen werden, in Samarkand liegen gebliebene Wohnmobile nachts um 2 Uhr zu bergen oder die ganze Nacht durch Visaformulare auszufüllen.

Aber auch euch, liebe Abenteuer 2011, möchte ich für zahlreiche unvergessliche Momente sowie eure Geduld und Leidensfähigkeit danken! Denn so eine Reise geht Mensch und Maschine in der Tat an die Substanz und gerade in staubig-trockenen, islamisch geprägten, in einer anderen Zeitzone befindlichen, eine andere Währung benutzenden und nicht mal Deutsch oder Englisch sprechenden Regionen sehnt man sich – vielleicht auch als Tourdirektor? – das ein oder andere Mal nach der Heimat. Doch dann wird schnell klar, dass es etwas Einmaliges ist, was wir hier gerade gemeinsam erleben und schon geht es weiter nach Turkmenistan!

Von dort, liebe Leser, berichte ich in den nächsten Tagen – auch wenn unser Abenteuer zwischenzeitlich bereits erfolgreich in der Türkei ausgelaufen ist. Denn ebenso wie die Märchen aus 1001 Nacht ist auch unsere Reise eine Sammlung von Erzählungen, welche wir jedoch selber durchlebt haben und euch nicht vorenthalten wollen. Bis dahin wünsche ich allen eine schöne Adventszeit!

Euer Arthur

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